Hannibal Lecter in der Chefetage?

Schwerverbrecher und Bosse als die neuen Narzissten

Von Ansgar Lange +++ Die amerikanischen Psychiater Paul Babiak und Robert D. Hare kamen in ihren Studien zu dem Schluss, dass Schwerverbrecher und Manager über vergleichbare Persönlichkeitsmerkmale verfügen ( http://www.amazon.de/Snakes-Suits-When-Psychopaths-Work/dp/0061147893/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1371829607&sr=8-2&keywords=babiak+hare ). Im Gespräch mit dem Schweizer Tages-Anzeiger bestätigt der Gerichtspsychiater Reinhard Haller, Autor des jüngst erschienenen Buches „Die Narzissmusfalle“ (Ecowin, Salzburg 2013), diese These.

An sich ist ein „gesunder“ Narzissmus“ nötig. Denn ohne Narzissmus wären die Menschen ohne Selbstwertgefühl und voller Selbstzweifel. Ungesund wird es, wenn sich ein „aggressiver Narzissmus“ herausbildet. Heute, so Haller, werde Narzissmus geradezu idealisiert, „etwa in Form des emotionslosen und durchsetzungsstarken Managers“. Seiner Ansicht nach gibt es erstaunliche Parallelen zwischen Wallstreet-Bankern und kriminellen Psychopathen: „Manchmal entscheiden bloß die Umstände, ob Menschen ihre psychotischen Neigungen im Chefsessel oder in der Kriminalität ausleben.“

Die Chefs großer Unternehmen seien viel näher an kriminellem Verhalten, als wir uns eingestehen wollten. Investmentbanken sind in dieser Lesart die „modernen Kriegsschauplätze“, die die „Gladiatoren und Möchtegern-Helden unserer Zeit“ anzögen. Der Kampf gegen überzogene Manager-Boni sei weltfremd, weil es diesen narzisstisch gestörten Persönlichkeiten weniger um das Geld als vielmehr um Imponiergehabe und Machtausübung gehe.

Ist ein Hannibal Lecter im Chefsessel der erfolgreiche Manager? Der Personalexperte Michael Zondler, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens centomo http://www.centomo.de , bezweifelt dies: „Wer nur über die negativen Eigenschaften des Narzissmus wie Überempfindlichkeit gegenüber Kritik, mangelnde Empathiefähigkeit, Neigung zum Größenwahn etc. verfügt, wird ein Unternehmen langfristig an die Wand fahren. Er landet dann für sein psychotisches Verhalten vielleicht nicht im Knast wie der Schwerverbrecher, wird aber als Unternehmensführer scheitern, weil seine Neigung, sich mit Speichelleckern und Jasagern zu umgeben, zu einem Kontrollverlust führen wird. Ich bin aber davon überzeugt, dass viele Manager und insbesondere auch Unternehmer aus dem Mittelstand über eine gehörige Portion positive Eigenliebe verfügen. Sie wollen etwas aufbauen und entwickeln Visionen für ihre Unternehmen, mit denen sie sich nicht nur ein Denkmal für die Nachwelt schaffen, sondern auch etwas Positives für die Mitarbeiter schaffen wollen.“

Haller wurde übrigens laut Tages-Anzeiger einmal in Argentinien, wo die Dichte an Psychiatern weltweit am größten ist, gefragt, wie ein Narzisst Selbstmord begeht. Seine Antwort: „Er klettert auf sein Ego und stürzt sich in die Tiefe“. Dies könnte allen allzu selbstverliebten Managern als Warnung dienen. „Das Sprichwort ‚Hochmut kommt vor dem Fall‘ hat hier seine Daseinsberechtigung“, bestätigt Zondler.

Reinhard Haller: „Die Narzissmusfalle“, Ecowin Verlag 2013, 1. Auflage, 208 Seiten ( http://www.amazon.de/Die-Narzissmusfalle-Anleitung-Menschen-Selbstkenntnis/dp/3711000371 )

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