Betriebliches Gesundheitsmanagement im Unternehmen

Angela Kissel ist Gesundheitscoach und spricht über die Umsetzung von Gesundheitsprojekten in Unternehmen, gesunde Führung und gesundheitsorientiertes Selbstmanagement

Betriebliches Gesundheitsmanagement im Unternehmen

Angela Kissel Balance fürs Leben Burnoutprävention

Frage: Frau Kissel, Sie beraten Unternehmen zum Thema Gesundheitsmanagement, Sie coachen Führungskräfte rund um die Themen Gesundheit. Ist das Thema Gesundheit für moderne Firmen relevant?

Angela Kissel : Aber ja! In meinem Beruf habe ich es mit Mitarbeitern und Führungskräften zu tun, die sich ausgebrannt fühlen, mit jungen Berufseinsteigern, die nach einer gesunden Verbindung von Beruf und Familie suchen oder auch mit Unternehmen, die vor der Herausforderung stehen, mit steigenden Zahlen von Langzeiterkrankungen umzugehen. Das Thema Gesundheit ist also ein umfassendes Thema, das sowohl für den einzelnen Mitarbeiter, für Führungskräfte aber auch für das Unternehmen relevant ist.

F: Dann beginnen wir doch einfach mal beim Mitarbeiter -was muss ich als Mitarbeiter in Bezug auf Gesundheit lernen?

A. K.: Wenn wir über das Thema Gesundheit sprechen, müssen wir über den einzelnen Mitarbeiter sprechen. Oft sagen wir ja, die „Umstände“ machen uns krank. Allerdings erleben wir es auch, dass verschiedene Menschen auf ähnliche Umstände ganz unterschiedlich reagieren. Da wo der eine gestresst ist, fühlt sich der andere angespornt. Da wo der eine gelangweilt ist, ist der andere dankbar für die Zeit, die er sich für eine Aufgabe nehmen kann.

F: Ist das nicht in unserer Persönlichkeit angelegt?

A. K.: Ja und nein. Natürlich sind wir durch unsere Gene, aber auch durch die Erfahrungen, die wir seit unserer frühsten Kindheit gemacht haben, geprägt. Trotz alledem sind wir Menschen unser Leben lang lernfähig und können unsere Kohärenzfähigkeit ausbauen.

F: Was heißt das: Kohärenzfähigkeit?

A. K.: Wenn sich ein Mensch kohärent fühlt, dann hat er so etwas wie ein Gefühl von Stimmigkeit und Vertrauen. Er vertraut darauf, die Herausforderungen des Lebens zu meistern. Er fühlt sich selbstwirksam und weiß, dass sich Einsatz für eine Sache lohnt. Im Gegensatz dazu haben Menschen, die dieses Vertrauen nicht haben, die sich also nicht selbstwirksam fühlen, ein größeres Risiko auszubrennen.

F: Aber wie soll ich mich selbstwirksam fühlen, wenn ich zum Beispiel in einer Organisation arbeite, die mich immer unter Zeitdruck stellt?

A. K.: Zunächst einmal bezieht sich Kohärenz nicht nur auf den Beruf, sondern auch auf Partnerschaft und meine sozialen Beziehungen. Es geht darum, diese Felder sinnvoll auszubalancieren. Zum anderen kann ich auch innerhalb des Berufes Strategien lernen, wie ich Anforderungen besser bewältige oder aber auch, wie ich mich gegen Anforderungen abgrenze.

F: Und wie ist das mit Führungskräften? Was müssen Führungskräfte in Bezug auf Gesundheit lernen?

A. K.: Führungskräfte müssen auch lernen selbstverantwortlich mit ihrer Gesundheit umzugehen. Und sie müssen unbedingt Vorbild für Ihre Mitarbeiter sein. Eine Führungskraft die allzeit erreichbar ist, ihre E-Mails auch nachts um 3 Uhr beantwortet und grundsätzlich Überstunden macht, setzt ein Zeichen für ihre Mitarbeiter. Egal ob sie das beabsichtigt oder nicht.

F: Was wäre denn in Ihren Augen eine gute Führungskraft.

A. K.: Diese Frage stellen sich gerade auch einige Unternehmen für die ich arbeite. Einige Unternehmen leiden an einem paradoxen Problem: Sie verfügen über Mitarbeiter, die fachlich hochqualifiziert sind.

F: Wie bitte? Das ist doch kein Problem.

A. K.: [lacht] In der Tat, das allein reicht natürlich nicht. Problematisch ist es, wenn diese Mitarbeiter einseitig über Fach- und kaum über Sozialkompetenz verfügen – und genau das bemängeln viele Unternehmer. Sie haben hochqualifizierte Leute, die aber keine Kompetenzen haben, ein Team gesundheitsorientiert zu fördern. Oft wird in dem Zusammenhang von „soft“ skills gesprochen. Wer aber einmal in Teams gearbeitet hat, die rein fachlich und nicht sozial geführt werden, der weiß, dass diese „weichen Faktoren“ ganz „harte Fakten“ nach sich ziehen können: steigende Langzeiterkrankungen, Mobbing, Burn-out-Fälle und so weiter. Und das sind Auswirkungen, die nicht nur im Team, sondern letztlich auch für Kunden spürbar sind. Kunden haben da mitunter sehr feine Antennen und spüren die Grundstimmung im Unternehmen. Grundsätzlich halte ich die Kundenperspektive für ganz wichtig. Unternehmen müssen „aus den Augen der Kunden“ blicken und sich fragen: Was ist unseren Kunden wichtig? – Natürlich wollen Kunden fachlich gut beraten werden, aber noch wichtiger ist die Beziehung! Kunden wollen sich genau verstanden fühlen, deshalb braucht es Führungskräfte und Mitarbeiter, die diese Empathie-Fähigkeit mitbringen.

F: Was müssen also Unternehmen in Bezug auf Gesundheit lernen?

A. K.: Ein Beispiel wäre ein neues Ein- und Aufstiegsmodell, das Berufseinsteiger und Führungskräfte eben auch nach ihren sozialen Kompetenzen auswählt.

F: Was noch?

A. K.: Wichtig ist, dass Unternehmen ein ganzheitliches Gesundheitsprojekt durchführen. Also ein Gesundheitsprojekt, was auf die Bedingungen des Unternehmens zugeschnitten ist. Es nützt wenig, wenn eine Bank einen Fitnesstrainer engagiert, der einmal wöchentlich einen Kurs gibt, den eine Vielzahl von Filialmitarbeitern und Vertriebsführungskräfte nicht wahrnehmen können, weil der Kurs in der Hauptverwaltung stattfindet und nicht in ihrer Filiale.

F: Wie kann ein solches Gesundheitsprojekt aussehen?

A. K.: Um das Thema „Gesundheit“ im Unternehmen zu etablieren, braucht es eine entsprechende Unternehmenskultur. Kultur entsteht aber nicht dadurch, dass die Leitung oder eine Abteilung entscheidet, dass Gesundheit wichtig ist. Kultur entsteht nur im „sozialen Raum“. Konkret heißt das: in der Zusammenarbeit von möglichst vielen Beteiligten aus unterschiedlichen Bereichen und mit unterschiedlichen Funktionen. Deshalb ist bei einem betrieblichen Gesundheitsprojekt ganz besonders wichtig, dass nicht nur Führungskräfte, sondern auch Mitarbeiter maßgeblich am Projektmanagement beteiligt sind. Ich begleite Unternehmen von der Planung eines solchen Projektes bis hin zur Durchführung. Ein solches Projekt ist ein stetiger Prozess, bei dem die Projektziele immer wieder mit den Bedürfnissen der Mitarbeiter und den Unternehmenszielen abgeglichen werden müssen. Das heißt, ein Gesundheits-Change-Projekt ist ständig in Bewegung.

F: Was ist Ihnen abschließend noch wichtig, wenn wir über Gesundheit im Unternehmen sprechen?

A. K.: Gesunde Selbst- und Unternehmensführung ist in der Regel kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem. Oft haben wir zum Beispiel Seminare zum Zeitmanagement besucht oder nehmen uns vor, unsere Work-Life-Balance im Blick zu halten. Aber im Alltag orientieren wir uns nicht daran und fallen in alte Muster zurück. Ein begleitendes Coaching ist oft vielversprechender als ein einmaliges Blockseminar. Hier können sich Unternehmer, Führungskräfte oder Mitarbeiter kontinuierlich verändern und ihre Lernfortschritte direkt in ihren Berufsalltag übertragen.

Angela Kissel ist Paar- und Familientherapeutin sowie Systemische Beraterin. Sie ist gemeinsam mit Birgit Huber-Metz Geschäftsführerin von „Balance fürs Leben“ ( www.balance-fuers-leben.de ). Balance fürs Leben bietet eine Ausbildung zum systemischen Gesundheitscoach an, führt Coachings u.a. zur Burnout-Prävention durch und begleitet Unternehmen in der Etablierung von Betrieblichem Gesundheitsmanagement.

Angela Kissel und Birgit Huber-Metz sind Geschäftsführerinnen von „Balance fürs Leben“.

Balance fürs Leben begleitet:
– Menschen bei der Suche nach ihrer Balance
– Fürhungskräfte auf dem Weg zu einer gesunden Führungspraxis
– Unternehmen bei Change-Management-Projekten zum Thema „Gesundheit“

Leistungen von Balance fürs Leben:
– Ausbildung zum systemischen Gesundheitscoach
– Einzelcoaching zur Burnout-Prävention
– Gruppencoaching
– Vorträge und Seminare im Kontext „Gesund Führen“
– Betriebliches Gesundheitsmanagement

Kontakt:
Balance fürs Leben
Weisrock Christine
Klostergut Besselich
56182 Urbar
0261/9623 310
info@balance-fuers-leben.de
http://www.balance-fuers-leben.de/