Schläge statt Schule: Covid-19 bedroht 90 Prozent der Kinder in Karibik und Lateinamerika

(Mynewsdesk) La Paz – Häusliche Gewalt, keine Bildung, mangelnde Fürsorge: Für 90 Prozent aller Kleinkinder in der Karibik sowie Lateinamerika ist das momentan Alltag in der Coronavirus-Isolation. „Das Risiko, dass noch mehr Kinder körperlichem und emotionalem Missbrauch ausgesetzt sind, steigt mit jedem Tag der anhaltenden Covid-19-Maßnahmen“, sagt Fabiola Flores, Leiterin der SOS-Kinderdörfer in Lateinamerika. „Die Kombination aus Eingesperrtsein und fehlendem Einkommen ist gefährlich für das Wohl der Kinder!“ In den lateinamerikanischen Ländern sei häusliche Gewalt schon vor der Corona-Pandemie keine Seltenheit gewesen. „Aber die zusätzlichen Stressfaktoren verschlimmern die Situation um ein Vielfaches!“ Außerdem könne fehlendes Geld laut Flores dazu führen, dass Eltern nicht mehr für ihre Kinder sorgen und so die Fürsorge verlieren könnten.

Bildung und Nahrung fehlen

Eine weitere negative Begleiterscheinung ist die Schließung der Schulen und Kindergärten, welche 95 Prozent der Kinder betrifft. So bleiben ihnen nicht nur Bildung und Betreuung verwehrt, sondern auch eine warme Mahlzeit: Etwa 80 Millionen Kinder erhalten momentan keine Schulspeise. „Dies legt eine Extralast auf die Schultern der Eltern. Sie wissen nicht, wo sie Geld herbekommen sollen, wenn sie nicht arbeiten“, erklärt Flores. „Und so stehen sie nun vor der unzumutbaren Entscheidung, das Risiko einer Ansteckung mit dem Virus einzugehen oder keine Lebensmittel kaufen zu können“, so Flores.

Kinderrechte in Gefahr

Kinder haben ein Recht auf Versorgung, Fürsorge und Unversehrtheit. Deshalb appelliert Flores an die Regierungen, Familien zu unterstützen, damit keine Kinderrechte verletzt werden. „Die Kinder dürfen nicht zu übersehenen Opfern dieser Pandemie werden, welche ansonsten kurz- und langfristige negative Auswirkungen auf ihre körperliche, seelische und berufliche Entwicklung haben wird.“ Außerdem müsse es laut Flores alternative Betreuungsmöglichkeiten für Kinder geben, die wegen der Krise nicht bei ihren Eltern bleiben können.

Marodes Gesundheitssystem

Nicht nur die Ausgangssperren und die wirtschaftliche Notlage stellen eine lebensgefährliche Bedrohung für die Bevölkerung in Lateinamerika und der Karibik dar, sondern auch das marode Gesundheitssystem: Ein Drittel der Menschen hat aus finanziellen oder geografischen Gründen keinen Zugang zu medizinischer Versorgung.

Die SOS-Kinderdörfer in Lateinamerika

Die SOS-Kinderdörfer helfen in Lateinamerika und der Karibik Kinder und Familien in verschiedenen Ländern und Programmen. SOS-Mitarbeiter unterstützen auch während der Coronakrise Bedürftige mit Lebensnotwendigem und leisten medizinische und psychosoziale Hilfe. Mit Präventions- und Aufklärungsprogrammen wird häuslicher Gewalt vorgebeugt und Missbrauchsopfern eine Anlaufstelle geboten. SOS kümmert sich zudem um eine alternative Betreuung für Kinder in den Fällen, in denen Eltern nicht mehr angemessen für ihren Nachwuchs sorgen können. Außerdem sorgt die Hilfsorganisation für Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche.

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Stichwort: „Coronahilfe weltweit“

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Die SOS-Kinderdörfer sind eine unabhängige soziale Organisation, die 1949 von Hermann Gmeiner ins Leben gerufen wurde. Seine Idee: Jedes verlassene, Not leidende Kind sollte wieder eine Mutter, Geschwister, ein Haus und ein Dorf haben, in dem es wie andere Kinder in Geborgenheit heranwachsen kann. Aus diesen vier Prinzipien ist eine global agierende Organisation entstanden, die sich hauptsächlich aus privaten Spenden finanziert. Sie ist heute mit mehr als 575 Kinderdörfern und rund 2.500 weiteren SOS-Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Jugendeinrichtungen, Ausbildungs- und Sozialzentren, Krankenstationen, Nothilfeprojekte und der SOS-Familienhilfe in 137 Ländern aktiv. Weltweit unterstützen die SOS-Kinderdörfer etwa 1,5 Millionen Kinder und deren Angehörige.

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