Conterganstiftung stärkt Versorgung für Menschen mit Conterganschädigung
Zweites Regionaltreffen der multidisziplinären medizinischen Kompetenzzentren in der Uniklinik Köln
Vernetzung und Austausch, darauf setzen die multidisziplinären medizinischen Kompetenzzentren (MMK) für Menschen mit Conterganschädigung. In der Uniklinik Köln trafen sich am vergangenen Mittwoch, 10.09.2025, die Repräsentanten der vier Zentren der Region West – Herne, Nümbrecht, Aachen und Köln. „Wir haben die Veranstaltung genutzt, um uns intensiv auszutauschen und vielfältige Aspekte unserer Arbeit anzusprechen,“ resümiert Gastgeber PD Dr. Alexander Niecke, Facharzt für Psychosomatische Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie. In seiner Begrüßung umriss der stellvertretende Klinikdirektor die Entwicklungsgeschichte der Contergansprechstunde an seiner Klinik nach Erscheinen der NRW-Conterganstudie 2017 sowie den behindertengerechten Umbau des Gebäudes. Seine Kolleginnen Celina von Tiele-Winckler und Nora Kolbe ergänzten den Vortrag mit Beispielen aus dem Bereich der behinderungssensiblen Psychotherapie. „Die Gespräche haben uns noch einmal verdeutlicht, wie wichtig der unmittelbare und persönliche Kontakt in Präsenz mit den Patientinnen und Patienten ist,“ so Niecke. „Ebenso zeigt sich immer wieder, wie wichtig Öffentlichkeitsarbeit ist, damit das Thema Contergan Aufmerksamkeit bekommt. Dies trägt dazu bei, Betroffene zu entstigmatisieren, ihre Inklusion zu fördern und sie letztendlich nicht auf ihre Behinderung zu reduzieren.“ Dieter Hackler, Vorsitzender des Vorstandes der Conterganstiftung ergänzt: „Die psychosoziale Versorgung der Menschen mit Conterganschädigung, wie sie an der Uniklinik Köln praktiziert wird, ist wesentlich und nachahmenswert für alle medizinischen Bereiche, die Umgang mit Menschen mit Conterganschädigung haben.“
Beispiele aus der Praxis: Erfahrung mit Conterganschädigung
Den insgesamt 17 Teilnehmenden bot die Veranstaltung Gelegenheit, den Kolleginnen und Kollegen von ihrer Arbeit und den Erfahrungen mit Patientinnen und Patienten mit Conterganschädigung zu berichten. So sprachen Dr. Andrea Maier und Mareike Prömpler vom MMK Aachen über bisherige und geplante Projekte wie Broschüren, eine E-Learning-Plattform und die Kooperation im Netzwerk. Dr. Markus Bruckhaus-Walter und Kerstin Helmke von den hernerhausaerzten berichteten von der häuslichen und hausärztlichen Versorgung in ihrem Kompetenzzentrum und Prof. Dr. Klaus Peters sprach über seine Erfahrungen mit der multidisziplinären nicht-medikamentösen Schmerzbehandlung, wie sie am MMK in Nümbrecht praktiziert wird. Nach einem anschließenden Austausch am runden Tisch, an dem auch Bianca Vogel vom Interessenverband für Menschen mit Conterganschädigung NRW teilnahm, schloss sich noch eine Führung durch das MMK Köln an.
Netzwerktreffen für Informationsaustausch
„Diese Regionaltreffen sind immer wieder wichtig für den Austausch unter ärztlichen Kolleginnen und Kollegen. Deshalb freue ich mich, dass in diesem Herbst auch in anderen Regionen wieder der regionale Austausch gepflegt wird. Er trägt zur Verbesserung der Versorgung der Betroffenen bei“, stellt Hackler zufrieden fest. Niecke ergänzt: „Auch künftig wollen wir uns weiter vernetzen, um neueste Informationen zu teilen und gemeinsame Studien durchzuführen sowie einen wirkungsvollen Beitrag in der Expertinnen- und Expertenkommission der Conterganstiftung zu leisten.“
Die Conterganstiftung
Vor gut 60 Jahren sorgte das Medikament Contergan für den ersten Arzneimittelskandal im Deutschland der Nachkriegszeit. Zwischen 1958 und 1963 gebaren Mütter, die das Mittel eingenommen hatten, Kinder mit orthopädischen und inneren Schäden sowie Hals-Nasen-Ohren-Schäden und Augenschäden. Viele von ihnen starben. Heute leben noch etwa 2.300 bei der Stiftung anerkannte Menschen mit Conterganschädigung allein in Deutschland. Im Dezember 1971 wurde die Stiftung durch Beschluss des Deutschen Bundestags ins Leben gerufen. Das Stiftungskapital wurde bei Stiftungsgründung von dem Pharmaunternehmen Grünenthal und dem Bund zu gleichen Teilen eingebracht. Seitdem die Gelder für Zahlungen an die Betroffenen aufgebraucht sind, bestreitet der Bund die Zahlungen zu hundert Prozent aus seinen Mitteln.
Kontakt
Conterganstiftung
Matthias Moeller
An den Gelenkbogenhallen 2-6
50679 Köln
0221 3673-3303
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