„Schlechter Draht“ zur Belegschaft kostet Mittelstand Milliarden
Geklaut wird, was das Zeug hält: Allein 2012 kamen in Deutschland mehr als 345.000 Ladendiebstähle zur Anzeige – dabei wird schätzungsweise nur jeder zehnte Vorfall tatsächlich aktenkundig. Doch nicht immer sind unseriöse Kunden das Problem: Nach einer Studie des Deutschen Handelsinstituts gehen rund 25 Prozent der rund vier Milliarden Euro Verlust, die allein im Handel jährlich durch Diebstähle entstehen, auf das Konto der Belegschaft. „Besonders hart trifft das vor allem mittelständische Unternehmen“, weiß Marcus Lentz. Der Geschäftsführer der bundesweit operierenden Detektei verzeichnet seit Beginn der Wirtschaftskrise eine stark wachsende Ermittlungsnachfrage: „Schwund im Lager, unerklärliche Fehlbestände bei Warenein- und -ausgang, falsche Belege in der Kasse – immer öfter haben Unregelmäßigkeiten ihre Ursache in mangelnder Loyalität zum Unternehmen“, so der erfahrene Detektiv. Und der Schaden summiert sich nicht selten im fünf- bis sechsstelligen Bereich.
Bei der Drogeriekette Roßmann sorgten vor wenigen Jahren zunächst drastische Verluste und später die Ergebnisse interner Ermittlungen für Entsetzen: 21 Mitarbeiter aller Ebenen, bis hinauf zum Filialleiter, hatten sich über längere Zeit nach Ladenschluss großzügig die eigenen Taschen gefüllt. Fachleute wie Markus Lentz sind sicher: Selbstbedienung beim Arbeitgeber ist auch in anderen Unternehmen nahezu an der Tagesordnung. „Wir erleben immer wieder die kuriosesten Dinge, wie Mitarbeiter sich in der eigenen Firma bereichern. Viele werden dabei richtig kreativ“, erzählt der erfahrene Ermittler, der bei 95 Prozent seiner Einsätze fündig wird. Wie jüngst beim Verkäufer-Team eines Textileinzelhändlers im Raum Frankfurt, das besonders schicke Neuzugänge in den Regalen als unverkäufliche Mängelware kennzeichnete – und anschließend von zuhause via Onlineauktion als Neuware verkaufte. Dem Arbeitgeber fiel erst nach einiger Zeit auf, dass die Zahlen nicht mehr stimmten. Da hatte sich der Schaden bereits auf einen hohen fünfstelligen Betrag summiert. Erst mit Hilfe eines eingeschleusten Detektivs und einer mehrtägigen Außenobservation konnten alle vier Langfinger enttarnt werden.
Die Nähe zum Chef fehlt
Die Motive illoyaler Mitarbeiter sind vielschichtig und werden häufig erst erkannt, wenn es bereits zu spät ist: Oft stecken finanzielle Engpässe dahinter, die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes. Aber auch die zunehmende Anonymisierung im Unternehmen und ein schlechtes Betriebsklima lassen Gewissensbisse gegenüber dem Unternehmen schwinden, weiß Marcus Lentz, selbst seit 25 Jahren als Berufsdetektiv tätig. Sein Rat an betroffene Unternehmer: „Versuchen Sie, Ihre Mitarbeiter zum verantwortungsvollen Umgang mit Betriebsmitteln zu motivieren, etwa durch Beteiligung an Einsparungen. Außerdem sollten Sie ihnen Diebstähle so schwer wie möglich machen. Verstärken Sie die Qualitätskontrolle, z.B. durch zusätzliche Prüfungen des Warenbestands. Und wenn es dann doch zu Abweichungen im Lager kommt: Legen Sie Ihren Mitarbeitern die Kosten, die Ihnen durch Schwund entstehen, offen – und machen Sie deutlich: Den Schaden, den wenige dem Unternehmen zufügen, bezahlt am Ende die Mehrheit der ehrlichen Mitarbeiter. Solche Kollegen zu decken, hat nichts mit Kollegialität zu tun.“
Täter diskret enttarnen
Oftmals führen interne Recherchen allerdings zu großem Misstrauen und Unmut innerhalb der Belegschaft. Viele Unternehmen bevorzugen daher diskrete Ermittlungen. Marcus Lentz rät betroffenen Arbeitgebern, dabei keinesfalls auf eigene Faust nachzuforschen. Die Arbeit ZAD-geprüfter Detektive gewährleistet seriöse Ermittlungen, die gebotene Diskretion und vor allen Dingen rechtssichere Ergebnisse, die vor Gericht anerkannt werden. Erfahrene Dienstleister schleusen meist ein bis zwei Detektive – mit den jeweiligen branchenspezifischen Grundkenntnissen – in die relevante Abteilung des Unternehmens ein. Die erfahrenen Ermittler finden bei ihrem Einsatz oft relativ schnell heraus, welcher der Mitarbeiter seine Arbeit ernst nimmt und wem der Chef kein Vertrauen schenken sollte. Der Verbleib fehlender Ware kann so diskret aufgeklärt und die Täter benannt werden. Ob es dann zur Kündigung kommt oder ob die geläuterten Mitarbeiter noch eine zweite Chance bekommen, muss am Ende der Arbeitgeber nach Abwägung aller Umstände entscheiden.
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